Sonne, Meer – und kein Trinkwasser
Auf Fotos wirkt Sizilien wie ein endloser Sommer aus Licht, Strand und Leichtigkeit. Doch im Alltag warten Herausforderungen, die man als Außenstehender nie vermuten würde.
Wenn wir unseren Wasserhahn aufdrehen, kommt das Wasser nicht ganz normal aus der Leitung, sondern aus einem Wassertank der über uns unter dem Dach steht. Zweimal am Tag läuft dort Wasser rein.
Zwischen 03 und 07 Uhr und von 15 bis 19 Uhr. Der Grund dafür? Banal eigentlich…
Wir bekommen hier in Scicli nur zweimal am Tag Wasser. Das liegt nicht daran, dass es zu wenig Wasser gibt, sondern daran, dass es hochgepumpt werden muss. Wir wohnen leicht am Hang, und der Wasserdruck reicht einfach nicht aus, um uns rund um die Uhr zu erreichen. Die Pumpen sind alt, und die Gemeinde schaltet sie nur zeitweise ein, damit sie nicht komplett ausfallen.
Dazu kommt, dass das Leitungsnetz hier extrem veraltet ist: Bis zu 50 % des Wassers gehen in unserer Gemeinde unterwegs verloren, bevor es überhaupt bei den Haushalten ankommt.
Und viele Häuser am Meer haben außerdem einen illegalen Anschluss ans Wassernetz – es sind Bauten, die nie offiziell genehmigt wurden. Auch das nimmt natürlich Druck vom System und sorgt dafür, dass in manchen Zonen weniger Wasser ankommt.
Deshalb läuft unser Alltag so: Wenn die Pumpe eingeschaltet wird, befüllt sich der Tank auf dem Dach.
Und als wäre das alles nicht genug…auch die Wasserqualität ist leider problematisch.
Im Oktober hat der Bürgermeister über Facebook informiert, dass das Trinkwasser mit Colibakterien und Escherichia coli verunreinigt war – also mit genau den Keimen, die man wirklich nicht im Glas haben möchte. Zwei Wochen lang war das Wasser offiziell nicht trinkbar. Dann hieß es, ein neuer Filter sei eingebaut worden und alles sei wieder in Ordnung.
Doch kaum war dieses Problem gelöst, kam das nächste: Seit Anfang November ist der Nitratwert im Leitungswasser zu hoch. Auch dazu gab es eine offizielle Bekanntmachung der Gemeinde. Ein Monat ist seither vergangen, und die Situation hat sich nicht verändert. Es tut sich NICHTS..
Anfangs waren wir noch optimistisch und dachten, dass nur ein kleiner Zeitraum zu überbrücken ist und haben wie fast alle hier Plastikflaschen mit Wasser gekauft. Aber einerseits wissen wir ja, dass das auch nicht besonders gesund ist und andererseits haben wir Unmengen an Plastikmüll produziert. Wir, die sonst fast gar keine Plastik zu entsorgen haben…
Man muss noch dazu sagen, dass es hier in unserer Umgebung KEINE Möglichkeit gibt, Wasser in Glasflaschen zu kaufen. Supermärkte haben nur Plastik und Getränkehändler, wie ich sie vom Norden kenne, gibt es hier nicht. Manche Restaurants haben Glasflaschen, aber diese Händler verkaufen nicht an Privatpersonen.
Nach langer Suche und Herumfragen habe ich herausgefunden, dass es in Modica eine Apotheke gibt, die eine sogenannte Casetta dell’Acqua aufgestellt hat.
Das ist ein kleines Häuschen, in dem man sich gefiltertes, sauberes Wasser abfüllen kann. In der Apotheke bekommt man eine Karte, die man mit einem Betrag auflädt. Mit dieser Karte kann man dann rund um die Uhr Wasser holen – und sie direkt am Automaten mit Münzen wieder aufladen.
Leider sind es von uns zu Hause bis dorthin 17 Kilometer…Bis jetzt sind wir zweimal in der Woche dorthin gefahren… Nun werden wir noch ein paar Glasbehälter kaufen und versuchen auf einmal pro Woche zu reduzieren.
Auf dem Flohmarkt am Sonntag haben wir eine schöne 5 Liter Flasche gefunden, davon brauchen wir noch ein paar.
Dabei merke ich erst, wie viel Trinkwasser man im Alltag wirklich braucht: nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Pastawasser aufsetzen, Tee kochen, Kaffee machen, Obst waschen, Zähne putzen … da kommt einiges zusammen.
Mir tut es so leid für diese wunderschöne Insel, dass durch Misswirtschaft solche Probleme existieren… Gestern hat der Bürgermeister angekündigt, dass es ein Weihnachtswunderland geben wird mit einer Eislaufbahn…HILFE!!! Brauchen wir das hier auf Sizilien? Die Welt ist verrückt!
Welchen Gefallen ihr mir tun könnt? Wenn ihr Urlaub am Meer in einem Ferienhaus oder einer Ferienwohnung macht und das Meer vor der Nase habt: Verzichtet auf einen Pool.








